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Neubaugebiet Gnoien
 

150 Jahre n. Ch., in einer Zeit, welche sich sehr schwer vor Augen zu führen lässt, wurde diese Stadt in alexandrisch geographischen Urkunden von Claudius Ptolemäus erwähnt. Ihr Name wurde mit "Coenoenum" benannt.

In den folgenden Jahrhunderten und Menschen-Generationen betitelte man ihren Namen unter anderem mit Gnogen, Gnoygen, Gnoigen, Gnoghen, Gnoyen oder ab 1858 als Gnoien.

Zu diesen Vor-Zeiten, als die menschliche Besiedlung durch den Stamm der Wenden begann, bestand der bauliche Kern aus einer sogenannten Hornburg. Diese Tatsache fußt noch immer in der heutigen Namensgebung für die Hornburg-Straße. Einige Forscher gehen davon aus, dass das Heiligtum der Wenden in der Gnoiener Hornburg Schutz fand.

Während der "bekehrenden" Zeit der Christianisierung wurde an der Stelle der Hornburg christliche Bebauung und Weltanschauung gesetzt.

Die heutige zweischiffige Backsteinkirche im frühgotischem Stil entstand im 13.- und 14. Jahrhundert. In jene Epoche fiel ebenfalls die Entstehung des nicht mehr existenten Schloßes (1331). Dem Auftrag vom ersten Burgvogt Otto von Drewitz folgte die Befestigung der Stadt mit Graben, Mauer und Stadttoren.

                                                                             
 

(links: Stadtwappen                                                                             rechts:Gnoiener Stadttor "Rostocker Tor")
 


Gnoien erblühte durch seine Lage am Weg "via regia" zu einer bedeutenden Handelsstadt mit eigener Gerichtsbarkeit, Brauerei und Münzrecht (Gnoiener Witten, in der heutigen Münzstraße).

1445 erhielt die Kirche einen Glockenturm. Die Eisenringe an der Bordsteinkante in Kirch-Nähe zum Anbinden der Pferde sind noch heute erhalten.
 

(Stadtblick vom Park am Sportplatz)


Durch die Cholera, die Pest, 2 verheerenden Stadtbränden und nicht zu letzt durch den siebenjährigen Krieg, hatte die Stadt und mit ihr unsere Vorfahren, schweres zu erleiden.

Im 18. Jahrhundert waren die Befestigungsanlagen aus alter Zeit ohne Funktion, weshalb man Stadtmauer und Wall abtrug.

Während des folgenden 19. Jahrhunderts fielen diesem Abrißwahn die 2 Stadttore zum Opfer. Einzig der Wassergarben, welcher ein Fluß Namens "Warbel" bildet, umfließt die Stadt noch jetzt.

Erst 1820 wurde in Mecklenburg die Leibeigenschaft rechtlich abgeschaft. Aufgeklärte Zungen bekunden jedoch, dass diese feudalistische Sklaverei nur zögerlich und damit in Mecklenburg im Vergleich zu anderen Ländern erst ziemlich spät verschwandt. Fürst Bismark soll einmal geäußert haben: "Wenn die Welt untergeht, gehe ich nach Mecklenburg. Denn dort geht sie 100 Jahre später unter."


                                                       
(links: Film mit 360°-Ansicht des Stadtzentrum                                             rechts: Stadtschriftzug am Bahnhofsgebäude)


Vielleicht war dies für die Warbelstädter ein Ansporn, denn ab der 2. Hälfte des 19. Jahrhundert tat sich viel. So wurde eine Wassermühle mit Stausee (1855), ein Krankenhaus, ein neoklassizistisches Amtsgericht (1879, heute Sitz der Amtsverwaltung Gnoien), eine schöne Backstein-Schule (1844, heutige Goethe-Grundschule) gebaut. Des Weiteren schufen die Gnoiener eine Gasanstalt (1899, als eines der ersten Städte in Mecklenburg zu Beleuchtung der Stadt), eine Bahnstrecke zur ehemaligen Kreisstadt Teterow (1884) und 3 Windmühlen (davon eine Holländer Windmühle jetzt Gaststätte (1850)). Ebenso wurde ein neues und repräsentatives Rathaus im Neorenaissance-Stil nach Entwürfen des Baumeisters Eggers (1899), eine kaiserliche Post (1900), einen weit sichbaren und einzigartigen Wasserturm (1913) und eine Kirchturm-Uhr gebaut.

Anfang des 20 Jh. hatte die "Mecklenburgische Landwirtschaftliche Hauptgenossenschaft-Raiffeisen eGmbH Rostock" eine Geschäftsstelle  im Gnoiener Töpferweg.

In der Zeit bis zum Ende des 2. Weltkrieges, welcher von deutschen Boden ausging, hatte auch Gnoien Gefallene zu beklagen.  Die letzte Beisetzung auf dem jüdischen Friedhof fand 1925 statt, dennoch wurde dieser in der Zeit des Nationalfaschismus mehrfach geschändet. Der verletzte Gnoiener und KPD-Führer Karl Gräpler wurde aus dem Krankenbett geholt und durch Schüsse der Nazis ermordet.

                                                                     
(links: Denkmal-Wasserturm                                                                                  rechts: Windmühlen-Gaststätte)
 


Ab 1949 änderte sich mit Gründung der DDR (Deutsche Demokratische Republik) Grundlegendes.

1962 wurde die letzte Windmühle zu einer beliebten Gaststätte der staatlichen Handels Organisation (HO) umgebaut. Ab den 60er Jahren begann man vor dem ehemaligem Tor der Stadt mit Schaffung von Wohnraum, anfangs durch ein 3 geschoßiges Wohnhaus mit Spitzdach in Ziegelsteinbauweise.

                                                   

(links: Großblockbauweise mit vorgemauerten Blöcken in den 60ern   rechts: altehrwürdige Rasenwalze des SV Gnoien)


Dem folgten in den 70er Jahren schnell ein dreigeschossiger, drei viergeschossige und zwei fünfgeschossige Wohnblöcke in der neuen und erprobten Plattenbauweise des Typs P2 mit leicht spitzem Flachdach und Gasheizung. Der städtische Sportplatz wurde ausgebaut! Die riesige und damals vom "VEB (Volkseigener Betrieb) Landmaschienenbau Barth" erworbene Walze, ist noch heute zum Glattwalzen des Fußballrasens im Gebrauch. Der dem Sportplatz umgebene Park ist charakteristisch für seinen Blick auf die Stadt und seine mit Tannennadel-Duft parfümierten Wege.

1983 wurden 2 viergeschoßige WBS 70-Wohnblocks des Landtyps mit großen Spitzdächern und Kohle-Ofenheizung planmäßig der Stadt übergeben. So entstand ein ganzes Wohngebiet für ca. 1000 Individuen nach sozialistischen Vorstellungen. In Plattenbauweise entstand ein zweigeschoßiger Kindergarten und Kinderkrippe, eine Rettungswagenstation der Schnellen-Medizinischen-Hilfe (Rettungsdienst der DDR). Auch die  Polytechnische Oberschule "Karl Gräpler" (1974) für die Klassen 1-10 mit schuleigener Zahnärztin Frau Dr. Zorn und einem Schul-Garten zum Anbau von Gemüse, als Unterrichtsfach, entstanden. Zusätzlich erhielt das neu errungene Wohngebiet eine Turnhalle mit typischer Tonnenkuppel und eine kleine Kaufhalle der staatlichen Konsum-Genossenschaft zuzüglich Briefkastens.

(Luftbild-Aufnahme des Gnoiner Plattenbaugebietes rechts und mittig)


Der Erdaushub der zwei zuletzt errichteten  WBS 70-Bauten, verblieb  für Kinder als Spielhügel. Besonders gerne wurde er im Winter als Rodelberg genutzt. Ansätze dieser Erdmassen sind noch heute an der Friedensstraße erkennbar.

Wie überall in der Republik zog man in die neuen und ersehnten Systemwohnungen ein, ohne dass das Umfeld zum Wohnen bereitet ward. So schlossen sich die einzelnen Wohnaufgangs-Gemeinschaften zu Arbeitskollektiven zusammen und errichteten Rasenbepflanzungen mit Umrandungen, Mülltonnenplätze mit Einfassungen, als auch Keller-Klubräume für Weihnachtsfeiern u.ä.. Diese Aktivitäten hatten zu gleich den positiven Nebenerfolg des besseren Kennenlernens und teilweise auch das Erschließen neuer Freundschaften zur Folge. Den fruchtbaren Boden hierfür bereitete vor allem die gemischte Bewohnerstruktur von Lehrern, Kindern, Rentnern, Polizisten, Postbeamten und Einzelshandelsverkäufer als Nachbarn. Nach dem Einzug in die neue Wohnung bot die nach den Bauarbeiten zurück gelassene Glas-Dämmwolle den Kindern ein kurzfristiges Spielvergnügen. Sehr schnell setzten sich diese kleinen Fasern unter der Kleidung ab  und verursachten starkes jucken der  Haut. Nach ein paar Tagen  wurden auch diese letzten Baureste  abtransportiert  und eine  Straße aus vorgefertigten Betonplatten  verlegt, welche noch heute ihren treuen Dienst versieht.

                                                        
(links: Alltagsfilmchen am Plattenbautyp P2                                                   rechts: Schule mit Tonnensporthalle)
 
 

Nachdem nun wenige Jahre ins vollendete Neubaugebiet gezogen waren, errichteten seine Bewohner für ihre Trabis, Wartburgs und Sapporosh Garagen. Das benötigte Material wurde emsig in langer und intensiver Arbeitszeit, auch aus Abbruchhäusern, zusammengetragen. Jedoch war das Bestücken der Autoherberge mit einem Fenster nicht gestattet worden, weshalb Verdruß herrschte. Die hochgezogenen Garagen der Vorgänger-Plattenbauten besaßen die Möglichkeit, das überdachte und geschätzte Fahrzeug mit Tageslicht mittels Fenster zu versorgen. Da ist es nicht verwunderlich, dass nachdem sich einer über diese Anordnung hinwegsetzte, weitere, welche ein Fenster ergattert hatten, verständlicher Weise nachzogen. Folgen hatten diese Zuwiderhandlungen nicht! Dem Bau der Autogehöfte folgte zeitgleich die Erschaffung eines Spielplatzes für die zahlreichen Kinder.

Die Polytechnische Oberschule "KARL GRÄPLER" (POS) erhielt seine Wärme aus dem benachbartem Gaskraftwerk, welches einige Jahre später wegen Rohstofflieferungs-Beschränkungen aus der Sowjetunion deaktiviert wurde. Die Wärmeversorgung übernahm ab dann ein extra hierfür errichtetes neues Kohle-Heizwerk direkt daneben. Nach der Wende wurde das Kohlewerk abgerissen und das Gaskraftwerk wieder in Betrieb genommen. Zudem erhielt die Stadt und die Schulen eine Badeanstalt zum Vergnügen und für den Schwimmunterricht. Auch diese wurde in den 90ern geschlossen und teilweise abgerissen, was eine weitere Nutzung für über ein Jahrzehnt unmöglich machte. Wenn man sich heute als ehemaliger Schwimmschüler dieses Gelände anschaut, wirkt es schon etwas eigenartig zu sehen, wie im Becken nun Fische schwimmen und wie die gewachsene Vegetation das Anglerbecken in einen versteckten Waldteich verwandelt hat.

Ein wettkampfanmutendes Treiben konnte man an Feiertagen beobachten, an denen die DDR-Flaggen gehißt wurden und eine größer als die andere war. Ein weiteres interessantes Geschehen war die telefonische Verbindung im letzten Neubau. Wichtige Personen erhielten durch einer in der 2. Etage mündenden Kabelschnur, die mit einem Holzmast verbunden war, ihren Telefonanschluß. Hierzu gehörten die Gemeindeschwester, die Postamtsfrau und der ABV (Abschnittsbevollmächtigte der Volkspolizei).

 
                                                                                                                
(links: Kurzfilm zur Plattenbausiedlung Standort an der ehemaligen HO Kaufhalle/     rechts: Lokschuppen am Bahnhof)

Bis zum Ende der 80er Jahre wurden Holzfenster in die Behausungen eingebaut, welche im Abstand von einigen Jahren regelmäßig vom betreffendem Mieter zur Werterhaltung neu gestrichen werden mußten. Da begab es sich, dass eines Tages ein Mieter in der 4 Etage der WBS70-Bauten sein Fenster mit brauner Farbe strich. Sonderbar ist dies nur, wenn man weiß, dass alle anderen Fenster seit der Errichtung und bis heute in weiß gehalten sind. Dies wußten natürlich auch alle anderen Mieter, sodass dieses einzelne, sehr auffällige, braune Fenster zu verständlichen Reibereien unter den ordnungsliebenden Mietparteien führte. Die Stadt wuchs währenddessen auf ca. 4000 Einwohner an.                      
 

In den 90er Jahren gab die Polizei ihre ständig besetzte Station auf. Ebenfalls wurde das Krankenhaus geschlossen (bis heute ungenutzt), die Deutsche Bahn gab ihre von der Reichsbahn (Staatsbahn der DDR) erworbene Strecke nach Teterow auf. Der Wasserturm wurde außer Dienst gestellt und als Technisches Denkmal teilsaniert. Nach der politischen Wende von 1990 entriß man der POS-Schule den Namen des von den Nazis ermordenten Karl Gräpler, ein durchaus fragwürdiger, respektloser und unüberlegter Akt. Zu hoffen bleibt, dass dies in einer weisen Zukunft durch inteligentes Walten rückgängig gemacht wird. Neben der Schule, verlohr der Kindergarten "Valentina Tereschkowa", benannt nach der ersten Frau im Weltall, seinen Namen. Er stand dort, wo sich heute auf der Friedensstraße das Sparkassengebäude befindet. 1991 wurde die Dampfmühle, ehemalige Gnoiener Wassermühle mit Stausee, stillgelegt und zerfällt seit dem. Die EinwohnerZahl schrumpfte auf ca. 3500. Die 4 Gnoiener Bäcker gingen nachfolgerlos in den Ruhestand.

Ab dem 2. Millennium erblüht Gnoien durch seine wachsenden Eigenheimsiedlungen, seine Gewerbetreibenden und kulturellen Angebote zu einer schönen mecklenburgischen Kleinstadt mit neu renovierten Plattenbauten ohne Kohleöfen. Sie gehören jetzt neben Kirchturm, Wasserturm und Windmühle zu den höchsten kulturhistorischen Bauten der Stadtgeschichte.

2007 hißte das Rathaus, unter dem mutigen Bürgermeister Herrn Schörner im Rahmen der Aktion "Flagge zeigen für Tibet" ,als Zeichen der Solidarität für das unterdrückte und mißhandelte tibetische Volk, die verbotene Tibetische Flagge.


Bild und Wort von  M3 einem Kind der Stadt anno 2008

 

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